Zur aktuellen Vegetationsentwicklung von Winterweizen im Projektgebiet von Agrisens_Demmin 4.0 (Gelbreife bis Ernte)
Von Falk Böttcher, Peter Borrmann, Heike Gerighausen, Ursula Gessner, Kristin Haßelbusch, Martina Wenzl
Stand 08.08.2022
Nach Beginn der zweiten Julidekade wurde in der Region Demmin die Gelbreife der Winterweizenbestände beobachtet. Im Mittel kann der 13.07. angegeben werden. Dies war etwa 4 Tage früher als im langjährigen Mittel, aber da auch das Ährenschieben zirka 5 Tage früher eingesetzt hatte (25.5.), entsprach die Dauer für den Zeitraum Ährenschieben bis Gelbreife in etwa dem langjährigen Mittelwert von 50 Tagen. Der Mittelwert der Lufttemperatur im Zeitraum zwischen Ährenschieben und Gelbreife erreichte 17,2 °C und war damit nur geringfügig höher als normal. Die gesamte Temperatursumme seit der Aussaat liegt um etwa 65 K über dem Normalwert von 1752 K. Die Temperaturextreme bewegten sich in denüblichen Grenzen. Es wurden zwar Heiße Tage registriert, aber die Höchstwerte kletterten bis maximal 34,5 °C und lagen damit 2,5 K unter dem absolutenMaximum der Jahre seit 2007. Das Minimum der Lufttemperatur im betrachteten Entwicklungsabschnitt sowohl in 2 m Höhe als auch in 5 cm über Grund war im einstelligen Temperaturbereich zu finden, lag aber mit 4,6 bzw. 0,7 °C deutlich über den normalen Minima in diesem Entwicklungsabschnitt des Winterweizens. Der auch schon in den vorherigen Entwicklungsphasen bemerkbare höhere Strahlungsgewinn war auch zwischen Ährenschieben und Gelbreife festzustellen. So schien die Sonne mit 397,1 Stunden um 24,6 Stunden länger als im klimatologischen Mittel. Das entspricht 107 Prozent des Normalwertes. Gleiches gilt auch für die Globalstrahlung. Hinsichtlich des Niederschlages ist auch der Abschnitt vom Ährenschieben bis zur Gelbreife defizitär gewesen. Im Flächenmittel sind es nur 75 Liter je Quadratmeter gewesen. Das sind zwei Drittel des Normalwertes, wobei die Schwankungsbreite mit einem Bereich von 50 bis etwa 90 mm angegeben werden kann. Diese fortgesetzt negative Niederschlagsbilanz kombiniert mit erhöhten Strahlungswerten und nahezu normalen Temperaturwerten führten zu einer deutlich erhöhten Verdunstung, die in einer Bodenfeuchte mündete, die etwa 20 Prozent der nutzbaren Feldkapazität unterhalb des Normalwertes liegt und klimatologisch in das trockenste Fünftelder Jahre eingeordnet werden muss.
Die defizitären Niederschläge und die daraus resultierende Bodenfeuchte spiegeln sich auch inden MODIS-Satellitendaten für Juni wider (siehe Abbildung 1). Hier zeigen sich vor allem im Südwesten der Untersuchungsregion Demmin (Naturraum „NordostmecklenburgischesTiefland“ (74)) auf Ackerflächen etwas geringere Vegetationsindizes (EVI) als im langjährigen Durchschnitt der vergangenen 21 Jahre und somit eine etwas geringere Vitalität des Bestandes , beziehungsweise die etwas verfrühte Abreife.
Abweichung der Bestandsentwicklung auf Ackerflächen im Juni 2022 in Mecklenburg-Vorpommernim Vergleich zum 21-jährigen Mittel.
Als Indikator für die Bestandsentwicklung wurde der satellitenbasierte Vegetationsindex EVI (Enhanced Vegetation Index) herangezogen, der vom Sensor MODIS (Moderate Resolution Spectroradiometer) aufgenommen wird. Positive (grüne) Werte zeigen eine überdurchschnittliche Entwicklung der Vegetationwährend negative (gelbe und rote Werte) eine unterdurchschnittliche Entwicklungdarstellen.
Dargestellte Naturräume nach Bundesamt für Naturschutz (BfN), 2009 (Daten modifiziert):
71 – Mecklenburgisches-Vorpommersches Küstengebiet
72 – Nordostmecklenburgisches Tiefland
73 – Oderhaffgebiet
74 – Rückland der Mecklenburgischen Seenplatte
75 – Mecklenburgische Seenplatte
76 – Südwestliches Vorland der Mecklenburgischen Seenplatte
77 – Nordbrandenburgisches Platten- und Hügelland